Willkommen im Dating-Dschungel 2025

Es fängt harmlos an. Zwei Erwachsene begegnen sich, beide angeblich zu reif für Drama und zu cool für echte Verpflichtungen. Man trifft sich, hat Sex, bleibt zum Frühstück oder bis zum ersten Joint.
Alles easy, oder?

Vielleicht war’s ja nur ein One-Night-Stand. Klassisch, unkompliziert. Man hat nicht vor, sich nochmal zu treffen – also zumindest lässt man den anderen das glauben, hat aber doch irgendwie den kleinen Funken Hoffnung, dass der andere sich nochmal meldet.
Oder ist das bei euch Freundschaft Plus? Also quasi wie ein Abo-Modell mit Bonusfunktionen. Der Bonus ist meistens Sex. Kommunikation beschränkt sich auf Pizza-Toppings und Serien-Vorschläge. Gefühle? Werden wie lästige Kettenbriefe in den 2000ern ignoriert.
Oder seid ihr in einer Situationship – ihr wisst schon, das Kind der Generation “Es ist kompliziert“. Keine Verpflichtungen, aber Herzklopfen, wenn er/sie anruft. Die Situationship ist der Escape Room des Herzens – du kommst nicht raus, weißt aber auch nicht, was du da drin eigentlich suchst.

Und irgendwann kommt sie. Diese eine, winzige, alles zerstörende Frage:
                                      „Was sind wir eigentlich?“

Und genau da beginnt das Chaos. Ihr seid „irgendwas dazwischen“.
Ein bisschen verliebt, aber auch nicht wirklich.
Ihr habt Sex ohne zu reden, übernachtet bei ihm, ohne jemals nachzufragen, wie ihr mit Nachname heißt oder wann ihr Geburtstag habt. Vielleicht wirst du auch einfach gekonnt ignoriert, sodass du bereits an deiner eigenen Existenz zweifelst.

Willkommen im Dating-Dschungel 2025, auch bekannt als die romantische Grauzone unserer Zeit – Freundschaft Plus, Situationship, One Night Stand oder Beziehungs-Buffet ohne Besteck.

Trotzdem sehnen sich viele insgeheim nach mehr: Nach Beziehung, Verbindlichkeit, nach Gesprächen, die länger gehen als der Akkustand bei 15 %. Nach Nähe, die nicht erst nach 3 Drinks aufkommt. Doch Bindungsangst ist längst zur Lifestyle-Diagnose geworden.
Wir daten, als wäre jede Verbindlichkeit ein Fehler im System.
Gefühle? Können wir nicht speichern.
Vertrauen? Muss man erst mal beweisen, aber bitte mit Wartezeit.

Du fragst: „Und, was machst du so?
Er sagt: „Ich vermeide emotionale Nähe und sabotiere stabile Beziehungen seit 2014 – und du so?

Und jetzt sag ich dir was, aus meiner persönlichen Erfahrung – und mit 30 hab ich da leider schon so einiges angesammelt :
Viele dieser „Ich-bin-nicht-bereit“-Leute sind nicht nur emotional unzugänglich, sie haben einen Jahrespass für den Freizeitpark „Vermeidungsverhalten“. Bindungsangst ist das Karussell, Verlustangst die Geisterbahn – und du sitzt in beiden gleichzeitig, ohne zu wissen, ob du schreien oder kotzen sollst.

Aber hier ist das perfide: Nicht alle Situationships sind gleich. Manchmal entstehen sie, weil sich zwei verletzte Menschen gegenseitig spiegeln. Bindungsangst küsst Verlustangst, beide schrecken zurück – und bleiben trotzdem. Man nennt das dann „Wir genießen den Moment“ – was meistens soviel heißt wie: Wir schieben Entscheidungen auf, bis einer von uns wen anders kennenlernt oder emotional kollabiert.

Und trotzdem bleiben viele von uns drin. Warum?

Das ist der Clou: Viele wollen das. Die Nähe ohne Verantwortung. Weil Nähe süchtig macht. Weil es einfacher ist, fast geliebt zu werden, als ganz verlassen. Weil „ein bisschen von dir“ sich oft besser anfühlt als „gar nicht mehr“. Weil uns niemand beigebracht hat, wie man Grenzen setzt, sondern nur, wie man sich anpasst. Und diese ganze Verwirrung ist manchmal bequemer als sich tatsächlich zu binden.

Und irgendwo dazwischen sitzen wir dann, mit unseren Snacks auf dem Bauch, unseren Erwartungen unter der Couch und dem Handy in der Hand, in der Hoffnung, dass noch eine SMS kommt – Spoiler: das tut sie nicht.

Aber was passiert, wenn du es ernst meinst und nach mehr verlangst?
Nun, dann stehen wir vor dem berühmten „Das war nicht so abgesprochen“-Moment. Vielleicht ist es an der Zeit, den VNet-Status zu hinterfragen und klarzustellen: Bist du mein täglicher Besuch im Bett oder will ich wirklich mal ein Gespräch, das über „Zu dir oder zu mir?“ hinausgeht?

Der Geheimtipp lautet: Kommunikation. Ja, ich weiß – iiiihhh Gefühle, unangenehm. Aber nur weil jemand regelmäßig nackt bei dir schläft, heißt das nicht, dass er dich mag. Frag nach, was Sache ist. Und wenn die Antwort „Ich weiß nicht“ lautet, dann weißt du genug. Deine Zeit ist zu wertvoll für Menschen, die „vielleicht“ meinen, wenn du „verbindlich“ brauchst. 

Und wenn du immer wieder in Situationships landest, ist es vielleicht an der Zeit, dich zu fragen:
Was ertrage ich nicht – Nähe oder den Gedanken, dass mich jemand wirklich sieht?
Denn das ist das Bitter-Süße: Wer emotional unzugänglich ist, sehnt sich oft am meisten nach echter Verbindung. Und wer Verlustangst hat, bindet sich oft an genau den Menschen, der nie bleibt.

Was hilft?

Therapie (und wenn es nur das aufrüttelnde Gespräch mit dem besten Freund ist), Klarheit, Rückgrat.
Und die Bereitschaft, nicht länger „fast genug“ als genug zu akzeptieren.

Denn du verdienst kein „Ich kann mich grad nicht binden“.
Du verdienst jemanden, der nicht nur bleibt – sondern dich fragt, ob du Hafermilch oder normale in deinen Kaffee willst. Und zwar morgens. Vor dem gemeinsamen Frühstück.

Die entscheidende Frage bleibt also: Liebst du dich selbst genug, um mehr zu verlangen?

Bis zum nächsten Mal – wo wir den „Ernst des Lebens“ noch ein Stück weiter entschlüsseln!

Bis dahin: Don’t text your ex.

Eure Khady

Mic Drop

Autor