Ich wurde gefragt “Khady was sind deine Green Flags? Was sind deine Red Flags?”…
Also es gibt Frauen, die stehen auf Sicherheit, auf Planbarkeit, auf liebevolle Kommunikation und jemandem, der ihnen Blumen mitbringt und Gedichte schreibt. Und dann gibt es Frauen wie mich. Wir sehen klassische Red Flags und denken uns “Oh mein Gott, wie sexy!”. Vielleicht liegt’s an der Kindheit, vielleicht am Koks, vielleicht auch einfach daran, dass unsere Herzen wie ein Magnet für emotional Gestörte funktioniert. Wir sind die Frauen, die sich fragen, wieso sie immer wieder in denselben Abgrund rennen. Mit offenen Augen, aber süßem Lächeln. Das hier ist also für alle Frauen mit Daddy Issues, Humor und einem Hang zur Selbstsabotage.
Es gibt Menschen, die daten für die Zukunft. Und dann gibt’s uns – die Frauen, die sich emotional am liebsten in brennende Autowracks setzen. Männer, die „ich will dich nicht verletzen“ sagen, während sie dein Nervensystem auseinandernehmen. Deren toxisches Verhalten so gut kaschiert ist, dass man fast vergisst, dass sie dich langsam emotional verrotten lassen.
Ihr wisst schon: Diese Typen mit Sixpack, die nach Kindheitstrauma riechen, deren Handy nie entsperrt rumliegt, und die dir nach dem ersten Sex erzählen, dass sie eigentlich nicht der Beziehungstyp sind. Spoiler: Sie meinen das ernst. Und wir hören „Challenge accepted“. Aber hey, wenigstens haben sie männliche Hände.
Ich hab mich oft gefragt, warum ich Typen will, die emotional unavailable sind oder Beziehungsallergie haben. Warum es mich anzieht, wenn er ein Aggressionsproblem hat und regelmäßig mit aufgeschlagenen Händen und nem Blauen Auge nach Hause kommt. Und ich weiß, ich bin nicht allein. Denn irgendwo da draußen sitzt gerade eine andere Frau mit schwarzem Kajal, Daddy-Issues und dem festen Glauben, dass dieser Typ sie glücklich machen wird. Spoiler Nummer zwei: Wird er nicht.
Die Wahrheit ist, viele von uns sind nicht süchtig nach Drama – wir sind süchtig nach dem Gefühl, gebraucht zu werden, jemandem verdammt nochmal wichtig zu sein. Und toxische Männer liefern das am Anfang wie Koks: Viel Aufmerksamkeit, große Worte. Es fühlt sich an wie Liebe wenn er nem Typen auf die Fresse haut, weil er dir zu lange auf den Arsch gestarrt hat.
Wer in Unsicherheit aufgewachsen ist, erkennt Sicherheit oft nicht als Liebe. Drama gibt uns das Gefühl, am Leben zu sein – weil Ruhe sich anfühlt wie Leere. Und Leere ertragen wir schlechter als Herzschmerz. Wenn jemand dir ständig wehtut, aber danach sagt, er „meint es doch nicht so“ – klingt das vielleicht nicht gesund, aber verdammt vertraut. Und weil wir trotz allem tief drin kleine Idealistinnen sind, die denken, dieses mal wird es anders. Dass seine Red Flags vielleicht nur pink sind.
Dass er nur „verletzt“ ist.
Dass er irgendwann merkt, wie besonders du bist – und dass du seine Rettung warst.
Spoiler Nummer Drei: Du wirst höchstens seine Reha-Phase. Danach kommt eine andere, die er „erst lieben konnte, als er dich verloren hat“.
Wir stehen also nicht auf Arschlöcher, weil wir’s geil finden.
Wir stehen auf sie, weil sie sich wie etwas anfühlen, das wir kennen.
Weil Heilung langweilig ist.
Weil Chaos sexy verpackt ist.
Weil wir glauben, dass wir durch genug Liebe, Geduld und gemeinsam geschaffene Erinnerungen jemanden retten können, der nie gerettet werden wollte. Und dass wir uns durch seine Rettung ein Stück selbst retten.
Also ja, wir stehen auf Red Flags – aber nicht, weil wir dumm sind, sondern weil wir glauben, dass Chaos Leidenschaft bedeutet, dass jemand der uns kaputt macht auch der einzige ist, der uns wirklich gefühlt und verstanden hat oder weil wir denken, dass Liebe wehtun muss damit sie echt ist.
Sich einzugestehen, dass man Red Flags nicht übersehen, sondern bewusst gesammelt hat, ist kein Zeichen von Dummheit. Es ist ein Symptom. Von ungelösten Wunden. Von Mustern, die man wiederholt, weil sie sich vertraut anfühlen. Von Sehnsucht nach Verbindung, auch wenn sie giftig ist. Und ja, vielleicht fangen wir irgendwann an, an unseren Selbstwert zu glauben und sammeln Green Flags – oder rennen zumindest nicht mehr der wandelnden Red Flag hinterher. Oder sagen nicht “Challenge accepted” sondern drehen uns um und basteln uns selbst unser Happy End. Oder für den Anfang zumindest eins mit weniger Blut und mehr Blumen.
Und bis dahin?
Wir lernen. Wir lachen. Wir lieben – manchmal falsch, aber immer echt.
Eure Khady
Mic Drop