Vor ein paar Wochen erschütterte ein Vorfall das Vertrauen in die Sicherheitsstrukturen des Polizeidepartments: Die Asservatenkammer – das sicherste Lager für beschlagnahmte Beweise, Waffen und Drogen – wurde gezielt und erfolgreich ausgeraubt. In einer ersten Reaktion veröffentlichte das PD eine Stellungnahme im V-Net. Nun liegen CNT detaillierte Informationen vor, die zahlreiche Fragen aufwerfen.
Einbruch übers Dach – und offene Türen
Wie konnte es überhaupt so weit kommen? Laut Informationen, die CNT zugespielt wurden, verschafften sich vier maskierte Täter über eine Feuerleiter Zugang zum Dach des Polizeihauptquartiers. Von dort aus drangen sie durch eine offenbar nicht verschlossene Tür in das Gebäude ein. Nur zwei Stockwerke tiefer trafen sie auf die Forensik – und auf den einzigen anwesenden Officer.
Dieser wurde von den Tätern mit Waffengewalt gezwungen, die Asservatenkammer zu betreten und gezielt Waffen und Drogen in die mitgebrachten Taschen zu füllen. Anschließend wurde der Officer auf dem Dach bewusstlos geschlagen und auf dem Helipad zurückgelassen – wo ihn später ein landender Polizeihubschrauber fand.
Vom Opfer zum Mitwisser
Zunächst galt der Officer als Opfer. Doch bereits am Folgetag gestand er, Teil des Plans gewesen zu sein. Er wurde unmittelbar suspendiert. Brisant: Er war nicht nur Zeuge, sondern aktiv beteiligt – als jemand mit vollem Zugang zur Asservatenkammer, die durch eine PIN gesichert ist. Ein Vertrauensbruch, wie er gravierender kaum sein könnte.
Als Motiv gab er an, auf massive Sicherheitslücken hinweisen zu wollen. Dazu zählt er u. a. öffentlich einsehbare Flurpläne, offene Türen im Dienstalltag und die leicht zugängliche Feuerleiter zum Dach.
Strukturelle Fragen statt Einzelfall-Denken
Bleibt die Frage: Wie konnte ein solch koordinierter Raub mitten im Hauptquartier geschehen – ohne Vorwarnung, ohne Sicherung, ohne Konsequenzen im Vorfeld? Und wie oft wird die Asservatenkammer eigentlich geleert, wenn es möglich ist, „Taschen voller Drogen und Waffen“ einfach hinauszutragen, ohne dass es sofort auffällt?
Neben dem geständigen Officer wurde eine weitere Person festgenommen. Drei der Täter befinden sich weiterhin auf freiem Fuß.
Nach einem derart gravierenden Vorfall stellt sich unweigerlich die Frage: Welche konkreten Maßnahmen hat das Polizeidepartment bereits eingeleitet – oder plant es, um solche Sicherheitsversäumnisse in Zukunft zu verhindern?
CNT hat das LSPD genau danach gefragt. Es wurden weitere gezielte Fragen gestellt – unter anderem zur ungesicherten Feuerleiter, zur offenstehenden Dachzugangstür, zu den Kontrollmechanismen der Asservatenkammer sowie zu geplanten strukturellen Maßnahmen nach dem Vorfall. In der Antwort verwies das Police Department auf seine bereits veröffentlichte Pressemitteilung im V-Net. Konkrete Antworten auf die gestellten Fragen blieben aus.
Im nächsten Bericht erfahrt ihr mehr über die Konsequenzen des Raubes, den Prozess und welche Fragen sich daraus ergeben.