Er meinte, er sei anders – er war’s nicht.

Ich hatte ein Date.
Ein echtes. Mit Blickkontakt, halbwegs vollständigen Sätzen und dem Versuch, charmant zu wirken, ohne so zu tun, als wär das hier kein komplett absurder Balanceakt zwischen Hoffnung und Selbstschutz.

Er meinte, er sei anders.
Anders als die Typen, die ghosten.
Anders als die, die nicht wissen, was sie wollen.
Anders als die, die sich emotional verhalten wie ein leerer Kühlschrank: laut, kalt und meistens leer.

Und ja – anfangs war er’s auch.
Er hat zugehört.
Gelächelt.
Mich Dinge gefragt, die nicht in die Kategorie „Welche Farbe hat deine Unterwäsche?“ fielen.

Ich dachte: Vielleicht hab ich’s mal nicht mit einem wandelnden Red Flag-Paket zu tun.

Und dann kam der Moment, wo das Gespräch kippt.
Du kennst ihn.
Dieser magische Punkt, an dem du spürst:
Er hat die Maske nicht fallen lassen –
sie war einfach nur schlecht aufgeklebt.

Plötzlich wird’s unkonkret.
Plötzlich geht’s nicht mehr um dich, sondern um seine Ex, seine letzte Affäre, seine Vision für den Bio-Kaffeehandel,
den er „irgendwann mal gründen will“.
Er redet von Vertrauen, aber weicht aus, wenn du was Persönliches fragst.
Er will Nähe, aber bitte ohne Konsequenzen.

Und du sitzt da,
mit deinem Drink, deinem Lächeln und dem inneren Monolog:
„Cool. Wieder einer, der gern anders wär – aber dann doch lieber bequem bleibt.“

Ich hab bezahlt.
Nicht weil ich musste – sondern weil ich wollte.
Freiheit schmeckt besser, wenn man sie mit Karte zahlt und mit Würde verlässt.

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