Es geschah an einem dieser grell-sonnigen Nachmittage, an denen Los Santos wirkt, wie eine Postkarte. Der Strand voll, die Möwen laut, Kinder schrien lachend auf der Achterbahn. Es war nichts Ungewöhnliches an diesem Tag – und genau das macht es so verstörend.
Ein Touristenpärchen hatte gerade das Riesenrad bestiegen. Laut Zeugenaussagen war es die siebte Gondel von oben. In dem Moment, als sie den höchsten Punkt erreichten, blieb das Rad stehen. Nicht ruckartig – nicht mechanisch. Es war, als hätte jemand die Welt pausiert.
Die Mitarbeiter merkten nichts. Die anderen Gondeln fuhren weiter, die Achterbahn raste vorbei, der Freefall Tower schoss nach oben. Nur die siebte Gondel… bewegte sich nicht.
Ein Mädchen, das mit ihrem Vater auf der Promenade lief, blieb stehen und starrte hinauf. Später sagte sie, die Menschen in der Gondel hätten „keine Gesichter mehr gehabt“. Nur graue, glatte Flächen. Wie Masken. Doch auf der Überwachungskamera waren sie ganz normal zu sehen.
Zumindest zunächst.
Etwa drei Minuten später begann der Freefall Tower zu zucken. Nicht zu wackeln – zu zucken, wie etwas, das sich wehrt. Augenzeugen sahen, wie sich der gesamte obere Mechanismus für einen Sekundenbruchteil in die entgegengesetzte Richtung drehte. Dann wurde alles wieder ruhig. Der Tower stand still. Tot.
Und dann begann das Summen.
Hier ist eine Audioaufnahme die eine der Passagiere aufnehmen konnte. Genannt: Gondel.mp3
Tief. Frequenzartig. Man konnte es nicht genau hören, aber die Leute fingen an, sich die Ohren zu halten, als ob etwas in ihren Köpfen vibrierte. Der Betreiber der Achterbahn fiel vom Kontrollstand.
Für einen Moment stand alles still. Die Luft war flimmernd heiß, obwohl die Temperaturen nicht ungewöhnlich waren. Dann kam das Licht.
Drei grünliche Punkte am Himmel. Kein Flugzeug, keine Drohne. Sie hingen einfach dort – exakt über dem Riesenrad. Niemand sah sie sich bewegen, aber sie waren plötzlich näher. Fast zu nah.
Und dann… ein Schatten.
Kein Mensch, keine Gestalt. Nur der Schatten. Über den Holzplanken, zwischen den Verkaufsständen. Er bewegte sich gegen das Sonnenlicht. Die Menschen froren ein. Manche weinten. Manche fielen einfach um, als hätte ihr Verstand das nicht ertragen können.
In diesem Moment schien es, als ob das Riesenrad kurz rückwärts lief. Für eine einzige Umdrehung. Nur die siebte Gondel.
Als alles vorbei war – keine drei Minuten später – war niemand in der siebten Gondel. Keine Spuren. Keine DNA. Kein Hinweis, dass dort je jemand saß. Die Kameraaufnahmen? Gelöscht. Automatisch, wie von selbst. Die Sicherungen – alle durchgeschmort.
Die Stadt gab nie eine offizielle Erklärung ab.
Aber seither erzählen sich die Leute am Strand:
„Wenn du auf das Riesenrad steigst, zähle mit.
Und wenn du in Gondel sieben bist – steig wieder aus.
Wenn du das Summen hörst, ist es zu spät.
Und wenn die Sonne flackert… dann hat dich etwas gesehen.“
Manchmal hört man noch, wie das Riesenrad in der Mittagshitze klappert. Ohne Wind. Ohne Bewegung. Nur dieses rhythmische Ticken. Als würde es die Sekunden zählen… bis es wieder passiert.