In Los Santos herrscht ein üppiges Angebot an Speisenangeboten. Dazu etablieren sich Unternehmen, welche regionale Angebote schaffen wollen. Diese sehen sich allerdings mit einem Problem konfrontiert: Importwaren.
Ich habe für diesen Bericht den Bauernhof «Serenity Farm» (Inhaber Bernd Biernot, seine rechte Hand Sarah Collins und Mitarbeiter Josef), die Fischerei «Meer und Mehr» (Inhaber Henning Gerzke und Mitarbeiter Amu), den Besitzer des «Ground & Pound» (Wilfred Porter) und Angehörige der Familie Esteban um ein Gespräch gebeten, da jeder von Ihnen Produkte anbietet, die aus eigenem Anbau oder Fang stammen. Das Interview von Mr. Porter und Familie Esteban folgt in Teil 2, aufgrund der Länge des Artikels.
Wie kam es zur Entscheidung, regionale Produkte anzubauen, zu züchten oder zu fischen?
Bernd Biernot erzählte uns von seiner Herkunft vom Land, mit grossen Feldern und Schweinemastanlagen.
Wir hatten damals auch die Schweinemastanlage, die sind zum Beispiel mit Zuckerrübenschnitzel versorgt worden. Wir hatten eine Zuckerrübenenverarbeitung und eine Getreidetrocknung und ich bin einfach mit dem Land verwurzelt. Ich bin zwar nach der ersten Klasse zwangsläufig in die Stadt mitgezogen worden, sagen wir so, aber es war für mich immer klar, ich will wieder doch raus aufs Land. Nachdem ich hier auch auf San Andreas die Möglichkeit bekommen habe, erst mal auf den Hof zu arbeiten und dann spontan zu übernehmen, hat sich natürlich ein Traum erfüllt.
Und gerade regionale Produkte haben sich halt herauskristallisiert, haben halt eine bessere Qualität. Das ist einfach nur deswegen, die sind nicht zwangsläufig tief gefroren, die haben nicht so eine weite Strecke hinter sich. Das ist eine ganz andere Qualität.
Auch Henning Gerzke liegt das Fischerleben im Blut.
Ja, also bei mir ist das ja schon so ein bisschen familiär bedingt, ne? Also Familienunternehmen schon immer am Hafen und mit dem Bootverleih oder hier auf dem Kutter gearbeitet und so was.
Doch die Fischerei hat sich verändert und Kleinfischereien haben kaum noch eine Chance.
Da ist auch so mit Großfischereien und so was, da hast du kaum noch eine große Chance. Dann bin ich hierhergekommen, habe mir das mal angeguckt und habe gesehen, hier liegt ja fast die Welt zu Füßen. Wenn Sie mal rausgucken am Strand und so, das ruft mir schon förmlich nachher. Dass man mal raus in den See sticht und so was. Und was gibt es denn besser, das ist wie hier regionaler Fisch, ne? Also das hier ist ein wunderschönes Paradies, Umweltverschmutzung und so was, da kriegt man ja gar nicht hier mit. Und ja, wieso ich das denn gemacht habe? Gut, ich habe erst mal mich ein bisschen mit Taxifahren hier über Wasser geharrt. Man muss ja erst mal gucken, wie der hier so die Nachfrage ist. Aber man hat schon gemerkt, dass die Leute richtig Spaß dran haben. Also man kann auch sagen, durch diese ganze Fischerei zum Beispiel, habe ich auch ein richtiges kleines Fischernetzwerk aufgebaut.
Und jetzt, wo ich dann noch von meinem Onkel Charlie hier den Kutter bekommen habe, weil der in Ruhestand gegangen ist. Der ist natürlich auch nochmal die Nachfrage gewaltig gestiegen hier mit Kutterfahrten, Rundfahrten und alles rund ums Boot. Und ja, das ist so gut am Laufen, dass ich mein Job als Taxifahrer kündigen konnte.
Welche Produkte bieten Sie denn an?
Henning erklärt sein Angebot:
Also vom Fisch hier, da haben wir eigentlich alles, vom gebratenen bis zum geräucherten Fisch, ne, das ist von der Scholle bis zum Hering, das ist Knurrhahn ist dabei oder hier der Lachs oder der Seelachs, ne.
Tintenfische oder bedrohte Arten, wie beispielsweise Schildkröten werden allerdings nicht gefangen und landen so auch nicht auf der Speisekarte. Naturschutz ist auch für Meer und Mehr wichtig.
Der Bauernhof bietet selbstverständlich Farmprodukte. Neben Fleisch und Gemüse aus eigener Zucht und Anbau haben sie sich auch Gedanken über weitere Angebote gemacht.
Wir machen uns immer Gedanken, dass wir deftige Hausmannskost wie damals bei Muttern oder bei Oma anbieten. Dazu zählen jetzt aktuell der Bauerntopf, die Käse-Lauchsuppe, Szegediner-Gulasch, das kommt ursprünglich aus Ungarn, das ist mit Letscho. Das ist eine Paprikasauce mit Paprikastücken, ausserdem Sauerkraut und die gute alte Soljanka. Die habe ich aus meiner Heimat mitgenommen. Dazu wird Baguette oder Brot gereicht.
Zusätzlich bieten wir den eigens produzierten Camembert von unserem glücklichen Jersey Kühen mit Preiselbeerdip an. Ausserdem gibt es noch Kimchi. Da haben wir eine Kooperation mit Little Osaka. Das ist quasi eingelegter Sauerkraut mit chinesischen Kräutern und Gemüse, aber nicht ausschließlich, es ist halt Knoblauch drin, Lauch, Zwiebeln, Chili.
Wir haben natürlich unsere berühmten Ribeye-Steakes und dann bieten wir auch verschiedene Obstsäfte an und selbst gemachtes Rootbeer ohne Alkohol.
Ausserdem bieten wir ein wechselndes Wochengericht an. Das wird Donnerstag oder Freitag neu festgesetzt.
Mit welchen Schwierigkeiten haben Sie zu tun?
Wir haben ja natürlich hier auf der Insel auch ein paar Leute, die unserer ganze Tierhaltung sehr kritisch entgegen sehen. Sie nennen uns auch Tiermörder und solche Sachen. Und dass wir die Tiere quälen und alles. Aber wie sie hinten sehen, wir haben fünf Kühe, die haben alle Freilauf. Die Tiere haben es schön. Allerdings schlachten wir die auch. Das gehört natürlich dazu. Machen wir aber auch alles selber.
Die Tiere haben es tatsächlich relativ gut auf ihrer Weide und stehen nicht beengt, wie dies einst in den Medien gemeldet worden war. Im Winter können sie in eine gemütliche Scheune und auch zum Kalben wird dafür gesorgt, dass das Kalb bei der Mutterkuh bleiben kann. Von den geschlachteten Kühen wird außerdem alles verwertet. Hörner, Fell, Fett und Knochen werden ebenfalls verarbeitet und nicht weggeworfen.
Auch beim Fischkutter kommt es mal zu kritischen Rufen. Jedoch wird auch hier darauf hingewiesen, dass der Betrieb keine Großfischerei ist.
Bei der Großfischerei ist der ganze industrielle Fischfang und so was. Das ist ja mit Bodennetzen und so was draus geholt. Das macht ja auch die Korallen und alles kaputt, ne? Und das haben wir ja gar nicht. Wir sind ja nachhaltig und der Weg ist nicht immer der Gleiche. Natürlich halten wir uns auch an Ruhezeiten und so. Jeder Fisch, der gefangen wird, der wird auch verzehrt, ne? Der ist ja nichts, dass er irgendwie umsonst gestorben ist, ne?
Warum regionale Produkte? Was ist das Problem mit Import?
Als ein sehr großes Problem wird allerdings die Sicht der Restaurants auf Importe und regionale Produkte gesehen. Nur wenige sind bereit, hochpreisige Produkte ihren Kunden anzubieten, die auf regionale Produkte zurückgreifen. Importwaren sind günstig, nur leider auch nicht immer gut. Die Herkunft, Haltung und die Inhaltsstoffe sind nicht immer klar. Nachhaltigkeit und gesunde Produkte können so nicht garantiert werden.
Welche Restaurants haben mit euch eine Partnerschaft begonnen?
Das Yellowjack Inn bezieht gern Steaks und die Sandy Taverne die Suppen vom Bio-Bauernhof. Snr. Buns wird ebenfalls mit Fleisch beliefert. Ausserdem wird unter den Anbietern auch getauscht. So bietet Senior Buns die Fassbrause vom Bauernhof in ihrem Sortiment an, während auf der Farm der Eistee von Snr. Buns das Sortiment erweitert.
“Meer und Mehr” nennt das italienische Restaurant “Antonios” und den Bauernhof.
Ja, also bei mir sind es hauptsächlich noch Privatpersonen. Ansonsten bin ich ab und zu bei Events. Aber so wirklich viele Partnerschaften mit Restaurants haben wir leider noch nicht. Aber es ist auch gerade sehr viel in unserem Betrieb am Passieren, also im Positiven. Und ich bin da sehr optimistisch.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Henning Gerzke:
Ja, also ich würde mir eigentlich wünschen, dass ich jedes Gastrogewerbe, wo es zumindest passt, mal mindestens ein regionales Fischgericht auf die Karte nimmt.
Bernd Biernot:
Ich würde mir wünschen, dass die Stadt gewisse Importe verbietet, denn gerade der Bauernhof hat halt Probleme. Wir bieten zwar Steaks an, aber auch andere Gastro-Unternehmen bieten auch Steaks an. Es sind andere Steaks, aber es sind jetzt Steaks.
Wir müssen uns bewusst werden, dass wir alle auf dieser Insel leben und auch von dem, was hier produziert und angebaut wird. Wenn wir dies nicht fördern, wird kurz über lang die gesamte Wirtschaft und damit unser Arbeitsmarkt und auch unsere Freizeit darunter leiden.
Das Interview ist schon einige Wochen alt, doch gänzlich veraltet ist dies Thema nicht.
Import oder regionale Produkte? – Leserumfrage
Wir würden gern von euch wissen, wie ihr zu dem Thema steht. Würdet ihr regionale Produkte den importierten vorziehen oder eher nicht?
Eindrücke vom Bio-Bauernhof «Serenity Farm» und «Meer und Mehr»







